Auf KCBS Meisterschaften überlassen es die wenigsten Teams dem Zufall eine konstante Temperatur im Smoker zu halten. Perfekte Ergebnisse mit gleichbleibenden Garraum-Temperaturen für Longjobs wie Brisket und Pulled Pork und vor Allem eine Nacht mit genug Schlaf kriegt man eigentlich nur mit elektronischer Hilfe. Man könnte natürlich einfach eine fertige Steuerung kaufen, es gibt aber auch eine, bei der der Bastelspaß nicht zu kurz kommt: HeaterMeter!
Hintergrund
Einmal angestellt, überwachen Temperatursteuerungen wie die von BBQ Guru und PitmasterIQ permanent die Temperatur im Smoker und pusten bei Bedarf über einen angeschlossenen Lüfter Luft in die Glut, und erhöhen bzw. halten somit die Temperatur. Wenn man den Grill vorher mit ausreichend kalter Kohle und ein paar glühenden Kohlen befüllt hat, kann man so mehrere Stunden exakt die gleiche Temperatur halten. Meistens kann zusätzlich noch die Kerntemperatur des Fleischstücks überwacht werden und die Grilltemperatur sogar kurz vor Erreichen der Zieltemperatur automatisch heruntergefahren werden. Speziell bei Longjobs wird so nicht unnötig Kohle verbraucht, der Grill geht quasi mit Erreichen des gewünschten Gargrads aus.
Seit 2012 bin ich einer der ersten Besitzer eines Raspberry Pi Einplatinencomputers. Ich wollte das Projekt unterstützen und konnte ein Modell aus der ersten Produktions-Charge ergattern. Ich hatte aber keinen wirklich sinnvollen Anwendungszweck und nach einigen Spielereien lag das Ding lange Zeit ungenutzt in der Schublade. Über den Freund meiner Schwester bin ich irgendwann auf das HeaterMeter Projekt gestoßen: eine Temperatursteuerung für den Grill auf Basis eines Mikroprozessors, das durch den Raspberry Pi zusätzlich eine Weboberfläche für die (Fern-)Steuerung mitbringt.
Mein Interesse war geweckt und ich bestellte die Platine für rund 15 Dollar in den USA. Es fehlten allerdings noch diverse Bauteile und vor Allem hatte ich kein passendes Gehäuse. Die Preise für Gehäuse aus dem HeaterMeter-Forum waren durch die Versandkosten viel zu hoch und ein 3D Druck anhand der verfügbaren Dateien bei einem kommerziellen Anbieter machte auch keinen Sinn. Raspberry Pi und die Platine wanderten also erstmal wieder für lange Zeit in die Schublade. Anfang des Jahres kam dann die entscheidende Wendung: Mein Freund Jens hat sich einen Ultimaker 2 3D Drucker gekauft und suchte nach Modellen um den Drucker zu testen. Mit frisch gedrucktem Gehäuse in der Hand habe ich dann endlich auch mal den Rest der Bauteile bestellt. Speziell der kleine Joystick zum Navigieren durch das Menü und die Buchsen für die Sensorkabel haben mich dabei in den Wahnsinn getrieben… Kleiner Tipp: Bestellt Euch direkt ein komplettes HeaterMeter Paket in den USA oder bereitet Euch auf Versandkosten von 27 Euro für ein 3 Euro Bauteil von Digikey vor.
Zusammenbau und erster Testlauf
Als endlich alle Bauteile vorhanden waren ging es an den Zusammenbau. Die Anleitungen im HeaterMeter Wiki sind gut bebildert und leicht verständlich. Wer schon mal ein bisschen gelötet hat, der sollte es ohne Probleme hinkriegen. Nach rund 2 Stunden war (fast) alles fertig. Das LCD hatte leider die Anschlüsse auf der falschen Seite und konnte nicht direkt mit der Buchsenleiste auf die Platine gesteckt werden, sondern musste mit einem Flachbandkabel verbunden werden. Und aus unerklärlichen Gründen habe ich nur 3 anstatt 4 der benötigten 390 Ohm Widerstände bestellt und musste am nächsten Tag nach der Arbeit nochmal zu Conrad fahren bevor ich den Testlauf starten konnte…
Sobald das passende Image auf die SD-Karte geschrieben ist, kann das HeaterMeter das erste Mal gestartet werden. Der AVR wird automatisch vom Raspberry PI geflasht und nach kurzer Zeit wird auf dem Display die Temperatur der Sensoren ausgegeben. Über das Webinterface könnt Ihr sehr komfortabel die wichtigsten Einstellungen wie z.B. das Kalibrieren der Sensoren vornehmen und die Graphen mit dem Temperaturverlauf begutachten. Wer es ganz komfortabel mag, der stellt einen der vorkonfigurierten Alarme ein und lässt sich beim Unterschreiten der gewünschten Temperatur per Email oder SMS benachrichtigen. (Um die Alarme wirklich sinnvoll einzustellen muss ich allerdings erst noch ein bisschen mehr Erfahrung mit dem HeaterMeter im Einsatz machen.)
Als nächstes muss ich noch einen passenden Adapter für den Anschluss des Lüfters an meinem Grill bauen und dann gibt es den ersten richtigen Testlauf mit einem gut gefüllten Grill. Einen Überblick über den ersten Longjob und mein Fazit kommt im nächsten Artikel.