Man kann nie genug Grills im Fuhrpark haben und ein Watersmoker stand schon länger auf meiner Anschaffungsliste. Als sich auf dem Ruhrpott BBQ die Möglichkeit ergab ein gebrauchtes Modell aus der Grillschule des BBQ Point zu kaufen, habe ich nicht lange gezögert und zugeschlagen. Der Smoker hat zwar schon diverse Longjobs erfolgreich hinter sich gebracht, bevor ich auf einer Meisterschaft ein Brisket damit zubereite heisst es aber erstmal trainieren und den neuen Grill kennenlernen.
Was ist ein Watersmoker eigentlich?
Der Watersmoker ähnelt einem Kugelgrill mit zusätzlichen Ebenen, aus der ursprünglich runden Form wird ein Ei oder eine Kanonkugel (daher auch der Spitzname Bulletsmoker). Die beiden bekanntesten Watersmoker Modelle sind sicherlich der Weber Smokey Mountain (erhältlich in 37, 47 und 57 cm Durchmesser) und die ProQ Serie (erhältlich in 40 und 50cm Durchmesser). Im unteren Teil des Smokers befindet sich wie beim Kugelgrill ein Kohlekorb und Öffnungen für die Luftzufuhr. Im oberen Teil findet Ihr einen oder mehrere Roste für das Gargut und eine Abluftöffnung im Deckel. Im mittleren Teil unterscheiden sich Kugelgrill und Watersmoker dann aber: beim Watersmoker findet Ihr eine Schale zur Aufnahme von Wasser als Abtrennung zwischen Kohle und Gargut. Die direkte Strahlungshitze von der Glut wird somit abgefangen und es zieht nur die Konvektionshitze indirekt an der Wasserschale vorbei und erhitzt den Rest des Smokers. Das Wasser dient gleichzeitig auch noch als Wärmepuffer und sorgt für einen gleichmäßigen Temperaturverlauf über einen längeren Zeitraum.
Im Gegensatz zu den meisten horizontalen Offset-Smokern ist ein Watersmoker relativ dicht und der Smoker zieht keine bzw. kaum zusätzliche Luft abseits der Lüftungsöffnungen. Die Luftzufuhr lässt sich ziemlich genau dosieren und es ist möglich den Watersmoker mit der Minionmethode zu betreiben. Dabei wird eine größere Menge kalte Kohle in den Grill füllt und nur ein paar glühende Kohlen hinzufügt. Mit nur wenig Zuluft brennt sich das Glutnest langsam weiter, anstatt innerhalb kürzester Zeit die gesamte Kohle zu entzünden. Mehrere Stunden konstante Temperaturen ohne ständiges Nachfeuern sind möglich und sollten für eine ruhige Nacht bei Longjobs sorgen.
Vorteile und Nachteile eines Watersmokers
Vorteile
- relativ konstante Temperaturen durch die Wasserschale
- lange Laufzeiten ohne Nachfeuern möglich
- niedriger Preis
- leicht zu transportieren
- feuchte Hitze hilft gegen Plateauphasen bei größeren Fleischstücken
Nachteile
- dünnwandig und daher anfällig für Temperaturschwankungen bei Wind und Regen
- höhere Temperaturen lassen sich nur mit Sand in der Wanne oder komplett ohne Wanne erreichen
- geringe Kapazität
- runde Form schränkt Beladung mit länglichen Fleischstücken weiter ein
Der erste Testlauf
Was liegt näher, als eine Charge Rippchen für den ersten Test zu grillen? Die Zeit ist lang genug um die Konstanz des Smokers über mehrere Stunden zu beobachten und gleichzeitig muss man sich noch keine Sorgen um die Besonderheiten einer Nachtschicht o.ä. wie bei Pulled Pork oder Brisket machen. Und Rippchen kann ich sowieso immer essen… Die Silberhaut von den Baby Back Ribs war schnell abgezogen und das Fleisch wurde mit Don Marco’s Cherry Bomb Rub gewürzt. Bewährte Klassiker ohne Experimente halt, es geht ja um einen Test des Smokers und nicht um neue Rippchenvariationen.
Die Kohlewanne des Smokers habe ich mit rund 4kg Restaurant-Holzkohle etwa zur Hälfte gefüllt und parallel dazu einen halben Anzündkamin durchgeglüht. Zusätzlich lagen noch einige Kirschholzstückchen für das passende Raucharoma zwischen den Kohlen. In die Wasserwanne kamen 6 Liter heisses Wasser aus dem Wasserhahn mit etwas über 50 Grad Temperatur. Sobald die glühenden Kohlen eingefüllt waren, habe ich den Smoker erstmal mit halb geöffneter Luftzufuhr ohne Fleisch auf Temperatur kommen lassen. So konnte sich das Wasser erstmal weiter erwärmen und die Temperatur im Garraum konnte langsam ansteigen. Zusätzlich dient diese Phase auch dazu, dass sich die noch nicht entzündeten Kohlen erwärmen und ausgasen. Beim Anzünden eines Anzündkamins ist dieser Effekt gut zu erkennen: erst qualmt die Kohle relativ stark, sobald die Kohle sich erwärmt hat nimmt die Rauchentwicklung deutlich ab. Wenn Ihr das Fleisch direkt ohne Wartezeit auflegt ruiniert Ihr Euer Fleisch eventuell durch einen komischen Geschmack von der Kohle!
Als der Grill nach einer guten halben Stunde auf gut 100 Grad Celsius aufgeheizt war, habe ich die Rippchen aufgelegt und den Smoker mit den Schnallen zwischen den einzelnen Ebenen gut verschlossen. Die unteren Öffnungen waren nach wie vor etwa zur Hälfte geöffnet, die obere Öffnung ebenfalls. Der Grill lief über vier Stunden nahezu komplett konstant mit 105 Grad Celsius und ich musste gar nichts tun. Ein seltsames Gefühl, wenn man sonst ständig zum Smoker rennen und nachfeuern muss!
Auf eine 3-2-1 oder ähnliche Methode mit Einschlagen in Folie habe ich übrigens bewusst verzichtet. Die Baby Back Ribs mit lediglich 500 Gramm Gewicht pro Rack waren durch die gleichbleibende Temperatur und die feucht-heisse Luft im Smoker nach 4 Stunden schon so gut wie fertig. Eine Glasur mit einer Mischung aus Barbecue Sauce und Sauerkirsch-Marmelade konnte aber nicht schaden und eine halbe Stunde später konnte gegessen werden.
Fazit
Der erste Testlauf war extrem zufriedenstellend und ich wundere mich, wieso ich nicht schon früher einen Watersmoker gekauft habe! Die Temperatur war etwas niedriger als eigentlich angepeilt, lief dafür aber extrem konstant und ohne irgendwelche Arbeit. Der Garpunkt der Rippchen war trotzdem durch die gleichbleibende Temperatur ohne Schwankungen genau passend. Ich denke der Smoker wird mir noch viel Freude bereiten – auch wenn ich noch einiges an der Bedienung lernen muss. Mal sehen, ob die erste Nachtschicht mit Pulled Pork und Brisket genauso reibungslos abläuft. Ich werde berichten!