Eine Grill-Weltmeisterschaft im eigenen Land kann man sich als Barbecue-Fanatiker natürlich nicht entgehen lassen. Wenn es schon als Team nicht klappt, dann muss man wenigstens als Juror teilnehmen und einen kleine Teil zum Gelingen der Veranstaltung beitragen. Nach einer eigentlich viel zu kurzen Nacht machten Carsten und ich uns am frühen Sonntag Morgen auf den Weg nach Gronau. Beim Betreten des Wettkampfgeländes gegen kurz vor acht kamen wir an den ersten Teamständen vorbei und wurden prompt freundlich vom BBQ Sportverein begrüßt. Noch etwas müde von der Nachtschicht waren auch die anderen Teams schon wieder mitten in den Vorbereitungen für die Abgaben der Gerichte ab 11.00 Uhr und überall wuselten die Teammitglieder bereits hektisch umher.

Für uns hingegen ging es kurz zum Juryzelt um die Pässe abzuholen und Niels zu treffen. Als halbes Team Chilichef ging es weiter über das Gelände und wir hatten Gelegenheit mit weiteren Teams zu reden. In freudiger Erwartung des gegrillten Essens reichte uns dabei ein Kaffee als Frühstück und ab kurze Zeit später ging es ins Juryzelt zur Unterweisung und Vereidigung. Prompt kam der erste Schock: die Anzahl der Juroren war gewaltig und das Juryzelt bis an den Rand gefüllt! Der Großteil der Juroren kam natürlich aus der Umgebung aber es fanden sich auch einige „Jury-Touristen“ im Zelt die eine weite Anreise hinter sich hatten. Speziell die Schweizer und die Niederländer waren gut vertreten – kein Wunder bei der Nähe von Gronau zur holländischen Grenze und dem Sitz der WBQA in der Schweiz.

Die Unterweisung an sich war recht unspetakulär und wurde nur durch einen heftigen Regenschauer unterbrochen. Es hatte kurz vorher eine Sturmwarnung an die Teams gegeben und wir waren sehr froh nicht unter einem fitzeligen Gartenpavillon zu stehen. Der Regen verschwand aber weitestgehend und die Teams schafften es die ersten Gerichte pünktlich zur ersten Abgabe um 11.00 Uhr zum Juryzelt zu bringen. Dort war bereits ab half elf der Kampf um die ersten Standbewertungsbögen ausgebrochen. Die Juroren stapelten sich am Abgabetisch um die Rippchen am Stand zu verkosten. Wir probierten und bewerteten die erste Runde Rippchen im Zelt aber bei der zweiten Runde waren wir dann auch unterwegs nach draussen zu den Teams. Für mich ging es zu Team Esperanza aus Chile (OK, die waren Deutsche mit einem Chilenischen Teamchef) und es gab das erste Highlight des Tages: Rippchen mit einem leckeren Zitrus-Papaya-Aroma.

Ein paar Worte zum Ablauf im Juryzelt: es gibt bei so einer Menge an Juroren keine strikte Organisation wer welches Gericht bewertet. Es geht teilweise chaotisch zu, denn jeder Juror kümmert sich selber um die zu bewertenden Gerichte. Wer viel probieren will, der stellt sich öfter an und bekommt somit viele Gelegenheiten. Wir hatten leider eine schlechte Position hinten im Juryzelt und mußten uns erst durch die Schlange der Juroren durchkämpfen. Somit ging es für uns zumeist erst in der zweiten Runde nach draussen zu den Teams. (Die eine Hälfte der Teams gibt die Gerichte zur vollen Stunde ab, die andere zur halben Stunde um die Anzahl der benötigten Juroren nicht noch weiter zu erhöhen. Bei 6 Juryportionen und über 80 Teams bräuchte man sonst mehr als 500 Juroren!)

Nach der ersten Runde ging es im Minutentakt zu weiteren Verköstigungen. Von kurz vor elf bis um 15.30 eilt man als Juror nur von Essen zu Essen. So eine Menge an Gerichten zu probieren ist schon eine ordentliche sportliche Leistung, das hatte ich im Vorfeld nicht so heftig erwartet. Vielleicht lag das aber auch an meinem Appetit… Insgesamt probiert (aber nicht alle bewertet, da teilweise von anderen Juroren) habe ich:

Beim Brisket gab es meinen persönlichen Favoriten des Wettkampfs. Nach einem eher mäßigen Brisket am Stand des Thüringischen Grillteams erwartete mich in der Blindportion ein Kracher. Geiler Geschmack, butterweich und ein gute Boxpräsentation inkl. Burnt Ends. Da gab es kaum was zu meckern, allenfalls war das Fleisch vielleicht ein klein bißchen zu trocken. Entlohnt wurde das Ganze natürlich mit einer dicken Punktzahl. Von welchem Team das Gericht stammt konnte ich aber durch Begutachtung der Präsentationsteller an den Ständen leider nicht erkennen.

Die Präsentationsteller sahen allerdings bei den meisten Teams auf Grund des eingeschränkten Regelwerks annähernd gleich aus. Wo sich bei den bisherigen Meisterschaften immerhin Unterschiede bei den Beilagen aufgetan haben, war in diesem Jahr leider nur Einheitsbrei zu erkennen. Meiner Meinung nach macht die, in diesem Jahr verwendete, Regel für die Beilagen absolut keinen Sinn. Entweder man nutzt „amerikanische“ Regeln und fokussiert sich auf das Hauptgericht und verzichtet auf die Beilage oder man erlaubt den Teams ihrer Kreativität bei den Beilagen freien lauf zu lassen. Wenn aber die Beilage vorgegeben ist und man sogut wie gar keine Möglichkeiten hat weitere Zutaten hinzuzufügen, dann kann man sich den Aufwand gleich sparen. Die Beilagen bei allen probierten Gerichten waren unterdurchschnittlich und die Bewertung machte eigentlich keinen Spaß. Wie soll man eine Grilltomate variieren wenn man die Tomate weder einschneiden kann, noch mit weiteren Zutaten (ausser Gewürzen) erweitern darf?

Neben dem Essen muß bei dem Besuch an den Ständen der Teams auch noch die Funwertung abgegeben werden. Manche Teams betreiben einen riesigen Aufwand und liefern teilweise eine krasse Show ab. Von den Tanz- und Gesangsdarbietungen eines belgischen Teams (überall auf dem ganzen Wettkampfgelände) bis hin zu einer Variete-Show mit Pantomimen bei den Partygrillern wurde den Zuschauern einiges geboten. Persönlich finde ich es schade, wenn die Teams mehr Aufwand für die Funwertung als für das eigentlich Grillen haben. Der Grillwettkampf sollte eindeutig im Vordergrund stehen – auch wenn die Zuschauer sicher ihren Spaß mit so manchem Rahmenprogramm haben. Zum Glück ist die Funwertung bei den meisten Meisterschaften (so auch bei der WBC) von der Essenswertung getrennt und die Teams können selber entscheiden, wie viel Wert sie auf Verkleidung, Stand-Dekoration und Showprogramm legen.

Mein Fazit des Wettkampfs: