Teil 2 unseres Berichts über die bisher größte KCBS Veranstaltung ausserhalb der USA. Nach einer ziemlich kurzen Nacht ging der Wettkampf-Spaß auf der Trabrennbahn in Gelsenkirchen am Sonntag erst richtig los. So lief der finale Wettkampftag ab:

Die Morgenstunden

Noch vor dem Morgengrauen brachte uns das Taxi wieder zurück zur Rennbahn und wir vollbrachten einen fliegenden Wechsel mit Carsten und Simon. Im Vorbeigehen erfuhr ich, das mein Brisket schon in der Warmhaltebox lag. Bei den Testläufen hatten ähnlich schwere Stücke immer mindestens 17 Stunden benötigt um auf die gewünschte Kerntemperatur zu kommen und jetzt war schon nach etwas über 10 Stunden Schluß! Das große Bangen begann: Ist das Brisket trocken wie eine Schuhsohle oder lässt sich damit arbeiten? Erst 6 Stunden später kam die Entwarnung, die Rinderbrust war immer noch super saftig als ich gegen 11.00 Uhr die Burnt Ends geschnitten habe.

Leichter Morgennebel über der Trabrennbahn mischt sich mit diversen Rauchsäulen

Inzwischen war übrigens auch Niels zu uns gestoßen und unterstütze uns nach seinem Urlaub sehr gut erholt mit Leibeskräften. Das war auch nötig, die kurze Nacht forderte ihren Tribut und wir haben unseren eigenen Zeitplan ordentlich durcheinander gebracht. Obwohl im Zeitplan nur etwas von „Smoker anfeuern“ stand haben wir die Rippchen schon aufgelegt – ein ganze Stunde vor der eigentlich geplanten Zeit… Eine Pause vor der Alufolienphase hat das Ganze dann aber glücklicherweise wieder ohne größere Probleme ausgeglichen.

Pünktlich zum Piepsen des Thermometers zur Anzeige der 92 Grad Kerntemperatur in der Schweineschulter war das Team gegen 10.30 Uhr auch wieder komplett am Stand vertreten. Das Schweinfleisch landete wie das Brisket ebenfalls zum Warmhalten in einer Kühlbox  – dafür wurde das in Alufolie gewickelte Fleisch in einem 1/1 GN Behälter über einen mit heissem Wasser gefüllten 1/2 GN Behälter gestellt und der Deckel gut verschlossen.

Brisket Anschnitt: immer noch schön saftig und mit einem tollen Smokering
Die Knochen lösten sich ohne Probleme aus der Schweineschulter, das Rupfen des Pulled Pork kann beginnen

Die Abgaben

Zwei Gänge waren also schon fertig gegrillt, es gab aber trotzdem noch eine Menge zu tun: Die Würstchen und die Chicken Lollipops hatten den Grill noch gar nicht gesehen und warteten auf ihren Einsatz, die Rippchen brauchten noch die finale Glasur und für die gegrillten Pflaumen für die Chef’s Choice mussten die Thymian-Kekse und der kandierte Speck vorbereitet werden. So langsam kam also ein wenig Wettkampf-Hektik auf, zumal zwischen den Abgaben im Halbstunden-Takt kaum Zeit zum Verschnaufen bleibt. (Insgesamt gesehen ist eine Meisterschaft über fast drei Tage aber deutlich entspannter bzw. entzerrter als ein Eintages-Wettkampf wie z.B. das Bergisch BBQ)

Bei strahlendem Sonnenschein hatten sich pünktlich zu den Abgaben auch interessierte Zuschauer auf der Trabrennbahn eingefunden und löcherten die Teams mit Fragen und Anregungen und ergatterten die ein oder andere Kostprobe. Wer bei den vielen tollen Gesprächen mit den Zuschauern nicht aufpasst, der riskiert ein paar Verluste… Einen Moment nicht hingeguckt und meine sorgfältig ausgesuchten Burnt Ends für die Turn-in Box waren zur Hälfte aufgefuttert – und das obwohl wir diverse Brisket-Stücke zumk Verzehr bereit gestellt hatten!

Apropos Turn-in Boxen: Die teilweise etwas unförmigen Fleischstücke wirklich ordentlich in den Boxen zu platzieren ist eine Wissenschaft für sich. Ich glaube man braucht viel Erfahrung aus unzähligen Wettkämpfen bis man konstant hohe Appearance-Scores in allen Kategorien einfährt. Fürs erste Mal war ich aber mit unseren Turn-in Boxen recht zufrieden:

Sausage Turn-In Box. Es gab eine Sonderwertung für die optionale Kategorie
Chicken Turn-In Box
Pork Ribs Turn-In Box
Pork Turn-In Box
Brisket Turn-in Box: Brisket Scheiben und Burnt Ends
Überbackene Feige mit Schafskäse, Thymian-Keks und kandiertem Speck für die offene Kategorie Chef’s Choice
Stau bei der Abgabe der Boxen für die Kategorie Chef’s Choice

Die Siegerehrung

Als alle Boxen ihren Weg auf die Tische der Jury gefunden hatten brauchten wir erstmal eine kleine Verschnaufpause. Neben Bier und Kaffee verzehrten wir ein paar unserer Gerichte und dann ging es ans Spülen, Putzen und Abbauen. Wir waren einigermaßen zügig fertig und überbrückten die Zeit bis zur Siegerehrung um 18.30 Uhr mit Besuchen bei den anderen Teams.

Bei der Siegerehrung gab es dann die freudige Überraschung: wir landeten mit unseren Chicken Lollipops auf dem 8. Platz beim Hähnchen und mit den überbackenen Feigen auf dem 9. Platz in der Kategorie Chef’s Choice. Wir hatten auf einen Call bei der Preisverleihung gehofft und wurden sogar zweimal aufgerufen! Unsere Einzelwertungen für Brisket, Pulled Pork und Rippchen waren eigentlich ganz ok, in einem starken Teilnehmerfeld hat es aber leider nicht für eine ordentliche Platzierung gereicht. In der Gesamtwertung landeten wir am Ende auf einem respektablen 35. Platz von 58 Teilnehmern. Gewertet wurden hierfür übrigens nur die 4 KCBS-Standardkategorien, Chef’s Choice musste zwar abgegeben werden aber die Punkte wurden nicht hinzuaddiert.

Das Organisationsteam von Palm BBQ und die KCBS Repräsentanten bei der Siegerehrung

Den Gesamtsieg sicherte sich das Team Miss Piggy aus England und zeigten damit, dass ein aufwändiges Grillarsenal oder ein toller Stand noch keinen Sieger macht. Mit lediglich zwei kleinen Grills aber einer Menge Erfahrung setzen sich die beiden Teammitglieder gegen die Armada aus Anhängergrills und Keramikeiern durch – Respekt! Ganz nebenbei wurde mit dem Sieg in Gelsenkirchen übrigens auch noch die Gesamtwertung des European BBQ Challenge Cups gewonnen.

Vielen Dank an alle Organisatoren, Juroren, Helfer und Grillteams für den spannenden Wettkampf in Gelsenkirchen! Es war ein tolles Wochenende und das wird sicherlich nicht unser letzter KCBS Wettkampf gewesen sein.