Vor etwas mehr als einem Jahr begann mein Vater mit den Überlegungen für seine Pensionierungsfeier. Gesucht wurde eine leckere Verköstigung für die Kollegen im Anschluss an den offiziellen Teil der Entlassfeier. Da es auf solchen Feiern meist nur dröge Schnittchen gibt sollte es zum Abschluss ein etwas ausgefalleneres Event geben.

Ohne die genauen Rahmenbedingungen zu kennen schlug ich vor die Gäste zu begrillen. Die Idee gefiel meinem Vater und nach kurzer Zeit hatte ich die Zusage. Je mehr wir über die Feier sprachen, desto höher wurde allerdings auch die Gästezahl. Aus meiner groben Schätzung von 80 Personen wurden innerhalb kürzester Zeit 150 Personen und am Ende hieß es ich solle Essen für 180-200 Personen zubereiten. Die genaue Zahl konnte leider nicht festgelegt werden da die Kollegen neben der Feier auch noch den Betrieb in der Bibliothek aufrecht erhalten mußten und somit in mehreren Schichten zum Essen kommen würden.

Die Vorbereitungsphase

Ursprünglich war geplant ein großes Festzelt aufzubauen um vom Wetter unabhängig zu sein, allerdings hätte das zum einen den finanziellen Rahmen gesprengt und zum anderen reichte der Platz nicht aus eine feste Konstruktion aufzustellen. Und eine blockierte Feuerwehrzufahrt habe ich beim Ausladen nach den Deutschen Grillmeisterschaften 2008 schon mit einem Punkt in Flensburg bezahlen müssen… Schliesslich wurde entschieden die Biertische unter drei etwas robusteren Pavillions aufzustellen. Einen leichten Schauer hätten die Pavillions abgehalten aber bei strömendem Regen hätten wir das Buffet und die Tische in den etwas ungeliebten (da relativ dunklen) „Erfrischungsraum“ verlegen müssen.

Ach ja, manche Anbieter von Leihgeschirr und Bierzeltgarnituren scheinen zusätzliche Geschäfte nicht nötig zu haben. Eine Rückmeldung über 6 Wochen nach der ersten Kontaktaufnahme des Kunden halte ich für ein klitzekleines bißchen zu lang. (Den Namen des schnrachnasigen Getränkehandels will ich an dieser Stelle mal verschweigen.) Das Geschirr wurde  schliesslich beim Alexianer Krankenhaus gemietet und dort war der Service sehr zu empfehlen.

Nachdem die Leihausrüstung und die Getränkelieferung geklärt waren ging es an die detailierte Planung des Menüs. Die ersten Vorschlägen paßten schon ganz gut aber einige kleine Änderungen waren unumgänglich. Manche Gerichte wie unser Wettkampfdessert läßt sich leider in so großem Maßstab nur schwer zubereiten und andere Gerichte (wie die gefüllten Pilze) mußten für die Vegetarier-Fraktion hinzugefügt werden. Die Auswahl der Speisen war allerdings nur der erste Teil, die eigentliche Arbeit war das austüfteln der Mengen. Bei einer so großen Gästezahl will man ja nicht Unmengen an Resten haben aber es darf auch auf keinen Fall zu wenig zu Essen geben. Nach diversen Abenden des Rechnens stand die Einkaufliste dann endlich und wie sich am Tag der Feier herausstellte paßten die Mengenangaben erstaunlich gut.

Ende Juni rückte der Tag der Feier dann endlich näher aber wie üblich häufen sich die privaten und geschäftlichen Termine gerne mal. Der Montag vor der Feier sollte eigentlich zum entspannten Packen der Grillutensilien genutzt werden aber ich mußte an meinem freien Tag erst noch ins Büro um die Planung eines Projekts abzuschliessen. Als ich dann endlich zu Hause war mußte erst noch der neue Smoker zu Ende gepimpt werden – ohne Beine wäre der etwas klein und unbequem zum Grillen. Deutlich stressiger als gewünscht war dann am Montag abend das Auto größtenteils gepackt und die Vorfreude stieg deutlich an.

Dienstag, 29. Juni 2010

Es ging los! Nach dem Frühstück wurden schnell die letzten Sachen im Auto verstaut und es ging ab nach Münster. An der Uni Bibliothek angekommen wurden ein Smoker, ein Kugelgrill, ein Pavillion, 2 große Grillkisten und gefühlte 100 Einzelteile aus dem Auto geladen.

Nachdem das Chilichef-Banner gut sichtbar über den Grills befestigt war ging es mit leerem Auto auf zum Großmarkt. Der Einkauf sollte laut Planung eigentlich in einer guten Stunde erledigt sein aber nach knapp zwei Stunden mußte ich feststellen, dass die zwei Einkaufswagen nicht für alle Lebensmittel ausreichen würden. Ich entschied mich das frische Gemüse erst am nächsten Tag zu kaufen, es wurde schliesslich so langsam Zeit mit den Vorbereitungen in der Küche anzufangen.

Mit Manfreds tatkräftiger Unterstützung wurde die kleine Küchenzeile im Erfrischungsraum zur Großküche umfunktioniert. Es wurden Salatsaucen und Dips angerührt, Knödel gekocht und Hähnchen gewürzt. Die meiste Zeit ging allerdings für die Vorbereitung der gefüllten Braten drauf. Was im kleinen Maßstab von 2 Braten noch einigermaßen flott von der Hand geht sieht bei 10 Braten leider etwas anders aus. Mehrere Stunden lang haben wir zu zweit Schweinerücken pariert, Füllung vorbereitet, den Schinkenmantel ausgelegt und die Braten wieder mit Garn verschnürt.

Zwischendurch brachte Carsten noch einen weiteren Kugelgrill und einen zweiten Smoker und die Ausrüstung war komplett für den nächsten Tag. Gegen 21.00 Uhr waren wir dann endlich mit den Vorbereitungen fertig und es ging auf den Heimweg. Mehr Lebensmittel hätten wir auch kaum unterbringen können, schliesslich waren alle Kühlschränke bis oben hin gefüllt. Was denkt sich eigentlich ein Buchbinder am frühen Morgen, wenn er die Milch im Kühlschrank in der Kaffeeküche vor lauter Fleisch nicht mehr findet?

Mittwoch, 30. Juni 2010

Kurz nach der Öffnung des Großmarkts um 7.00 Uhr ging es in die Gemüseabteilung und innerhalb von Minuten stapelten sich kistenweise Paprika, Zucchinis und Salatköpfe auf unserem Wagen. Noch schnell zwei 15kg Säcke Holzkohle aufgeladen und es ging ab zur UB um die Grills anzufeuern.

Pünktlich um 8.30 Uhr wurde der erste Smoker mit der frisch parierten und gewürzten Steakhüfte beladen und eine halbe Stunde später wanderten die gefüllten Schweinerücken auf den zweiten Smoker. Mit Hilfe von Apfelholz-Stücken wurde das Fleisch eingeräuchert – leider etwas zu viel denn durch die offenen Fenster zog der Rauch ins daneben liegende Büro und Schwupps mußte der Hausmeister den Rauchmelder abstellen. (Die Feuerwehr ist zum Glück nicht gekommen. Die Rauchmelder sind zwar direkt mit der Leitstelle gekoppelt, für einen richtigen Alarm muss aber Rauch und Hitze vorhanden sein.)

Während die Braten langsam vor sich hin schmurgelten wurde das Gemüse vorbereitet und die richtige Position für die Buffet-Tische gesucht. Carsten und Manfred mußten leider einen Großteil der Schneidearbeit übernehmen weil ich es passenderweise geschafft habe in das Messer meiner Mandoline zu greifen. Das Resultat: ein blöder Schnitt am Daumen der zwar nicht besonders schmerzhaft war, dafür aber um so mehr geblutet hat. Der gut ausgerüstet Griller hat zwar Pflaster dabei, in diesem Falle half aber nur der McGuyver-Verband: Man rolle ein Küchenkrepp auf 2cm Breite auf und wickle es fest um den Finger. Ein Streifen Duct-Tape fixiert das ganze in Position und ein Gummihandschuh sorgt für einen hygienischen Abschluss.

Ab 11.00 Uhr haben wir dann damit begonnen die beiden Kugelgrills anzufeuern und mit den Direktgrillereien zu starten. Es galt eine Unmenge an Knödeln, Hähnchen und Gemüse zu grillen und die Chafing-Dishes zu bestücken. Um kurz nach 12.00 Uhr kamen die ersten Gäste vom offiziellen Teil der Pensionierungsfeier nach draußen und wir mußten dringend das Buffet komplett gefüllt kriegen. Als der Ehrengast dann schliesslich um kurz vor 12.30 Uhr nach draussen kam begann der Ansturm auf das Essen. Für die ersten 90 MInuten gab es eine konstante Schlange quer über das Gelände und wir waren damit beschäftigt das Essen auszuteilen und Nachschub zu grillen. Alexis und Carsten haben am laufenden Band Gemüse und Hähnchen gegrillt und Manfred hat einen Braten nach dem anderen aufgeschnitten und an die Gäste ausgeteilt. Ich war der  Springer der den einzelnen Stationen neues Rohmaterial liefert und die Salate am Buffet auffüllt.

Ab 15.30 Uhr waren dann alle Gäste ausreichend mit Essen versorgt und der Ansturm liess deutlich nach. Erst jetzt hatten wir ein wenig Zeit zu verschnaufen und selbst eine Kleinigkeit zu essen. Nach dem ein oder anderen netten Gespräch und vielen Fragen rund um das Grillen ging es dann ans Aufräumen. Dank zahlreicher Spülhilfen waren unsere Kisten schneller gepackt als gedacht und gegen 18.00 Uhr waren wir wieder zu Hause.

Am Ende bleibt die Erinnerung an einen wunderschönen Tag mit bestem Wetter, 140 satte Gäste die teilweise mehrfach am Buffet standen und 4 restlos erschöpfte Griller mit einem höllischen Muskelkater am nächsten Tag. Das Beste aber ist die Gewissheit, das bisher größte Grillevent von Team Chilichef ohne Probleme über die Bühne gebracht zu haben. Jetzt sollten die nächsten Grillmeisterschaften doch eigentlich eine Routineveranstaltung für uns werden 😉

Die Feier in Zahlen